Lyriktage in Mals |
Noch dichter und noch innerlicher

wartendes herz
im klagen fällt das Auge nieder
und lautlos schiebt sich
unaufhaltsam
der blaue blick mit
leichter scham
durch dunkle tiefen immer
wieder
aus Lyrikanthologie, 2006, Ausschnitt „wartendes herz“ von Kathrin Mayr, Laatsch
Mals – Am unsinnigsten Abend des Jahres Lyrik vorzutragen, war ein kleines, organisatorisches Versehen, aber es war deswegen – zur Überraschung aller – noch kein Vergehen. Ob es nun Heimvorteil war für die junge Philologiestudentin Kathrin Mayr oder ob es inzwischen einen „Perting-Effekt“ gibt, kann nicht rekonstruiert werden. Der kleine Saal der Malser Bibliothek war auf jeden Fall gerammelt voll und Sibille Tschenett als Vorsitzende des Bildungsausschusses war erstaunt und erfreut. Wann hat es das schon einmal gegeben, Lyrik nur mehr im Stehen genießen zu können?! Die nicht einmal 22 Jahre junge Kathrin Mayr aus Laatsch sah sich fast 70 Zuhörern – die -innen überwogen natürlich – gegenüber und stellte ihre persönlichen „Gratwanderungen“ expressiv und selbstbewusst dem Faschingstreiben gegenüber. Es war Gernot Niederfriniger vorbehalten, als musikalischer Begleiter an Harfe und Hackbrett die Zuhörer aus düsteren, „dunklen Tiefen“ zu holen. Lucinha Cologna Polizeli, die Brasilianerin, ist „den Bergen gefolgt“ und hat den Vinschgau über die Val Müstair betreten. Verheiratet mit Luca Cologna lebt sie in Prad. Sie wird am 9. März 2006 in der Malser Bibliothek den Zuhörern einen lyrischen Blick in ihre „alma“ (Seele) erlauben. (s)