Kulturelemente 2004

PRESSESTIMMEN
Des Purpurhutes - Hans PertingAus dem Südtiroler Magazin „Kulturelemente„, Nr. 50, Dezember 2004

von Helmuth Schönauer

Mystischer Krimi

Hans Perting: Des Purpurhutes, Roman
Provinz Verlag , Brixen, 2003
In unseren Gegenden führen Klöster meist ein beschauliches Dasein, wenn darin nicht gerade Ministrantenschändungen oder Landesausstellungen stattfinden. In der Literatur gelten Klöster als Hort von Bibliotheken und spätestens seit Umberto Ecos Weltbestseller „Der Name der Rose“ als idealer Schauplatz für einen Krimi.
Hans Perting hat seinen Klosterkrimi einen aufregend- schrägen Titel verpasst: „Des Purpurhutes“. Da denkt man zuerst an das afrikanische Volk der Hutus, an einen französischen Purpurträger oder einen formidablen Grammatikfehler.
Aber es geht um etwas ganz anderes: „Des Purpurhutes“ ist eine verstümmelte Formulierung aus der Apothekersprache und zeigt jene mysteriöse Pflanze an, mit der fallweise subkutan und unter der Kutte gemordet wird.
Der Roman spielt auf zwei Kontinenten und zwei Zeitebenen. Einmal sind graphisch auffällig rote Blätter eingebunden, die eine Kulturgeschichte Afrikas erzählen. Diese Geschichte lässt sich eigenständig als jene Folie lesen, auf der sich die Missverständnisse und Eigentümlichkeiten im Verhältnis von Europa und Afrika spiegeln. Im Sinne der mündlichen afrikanischen Literatur ist dieser Text atemlos als Referat in Schlagzeilen gehalten.
Im Kriminalteil hingegen geht es um ein verschwundenes Fresko, das überall, wo es auftaucht, Verwirrung auslöst. Immerhin sind darauf die letzten Dinge zu sehen, freilich verschlüsselt und verschlungenin Zahlenmystik. Natürlich geht in einem Kloster alles, was man angreift oder anschaut, auf das Mittelalter zurück. So sind auch die beiden Kriminalbeamten, die den Fall des verschwundenen Freskos aufrollen, ständig mit verwinkelten Schachzügen der Vergangenheit konfrontiert – dabei verwenden sie für ihre Recherchen und Dispute das schnellste Medium, das Internet.
Die Protagonisten rollen den Fall eher aus privater Suche nach Lebenssinn als aus moralischen Gründen auf. Für die Einschätzung der Lage spielen immer auch ihre Lebenserfahrungen in Afrika eine Rolle. Im Mail-Disput entwickeln sie dabei eine eigene Strategie der Kriminalrecherche.
Hans Perting hat auf das Verhikel des Kriminalromans allerhand Essays, Lageberichte und kulturgeschichtliche Exkursionen gepackt. Für den Leser hat das den Vorteil, dass man immer wieder zu einem Plot zurückgeführt wird, der auch so entlegene Gebiete wie Zahlenmystik, Heilkunde oder Klosterbruderschaft halbwegs logisch erschließt. Die Hauptbotschaft könnte lauten: Jeder von uns ist in einem Krimi unterwegs, wenn er nur die Spurensuche zu sich selbst aufnimmt.

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